Annika Dering vom VCD Saarland stellte ihre Masterthesis (Umwelt-Campus Birkenfeld/Hochschule Trier) zum Thema "Verkehrswende im deutsch-französischen Grenzraum:
Grenzüberschreitender Maßnahmenvergleich hinsichtlich der Rahmenbedingungen des Radverkehrs am Fallbeispiel der Grenzregion Saarbrücken – Forbach" vor.
Am 21. Juni 2023 fand bei der "Communauté d'Agglomération de Forbach Porte de France" (Gemeinschaft der Kommunen im Ballungsraum von Forbach) ein Bürger:innenempfang im Rahmen des
grenzüberschreitenden Projektes "Common Ground" statt.
(Nehmt gerne an der Online-Umfrage von "Common Ground" Auch Verbesserungsvorschläge im Bereich
Mobilität können hier vorgebracht werden.)
Versammelt waren Bürger:innen und Verbände aus Forbach und Saarbrücken, die sich für eine Verbesserung des Radverkehrs einsetzen. Insbesondere ging es um eine alltagstaugliche und sichere
grenzübergreifende Radstrecke zwischen Saarbrücken und Forbach.
Rencontre au Jardin franco-allemand, du dimanche 22 janvier 2023, pour le 60e anniversaire du Traité de l'Elysée.
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Jeden Tag fährt Stéphane Leclère mit dem Fahrrad von Forbach nach Saarbrücken zur Arbeit. In der saarländischen Landeshauptstadt werde
eine Menge für den Radverkehr getan, findet der Lothringer Bankkaufmann. Dagegen sehe es in Forbach noch mau aus. Bis vor Kurzem gab es in der kleinen Grenzstadt nämlich gerade einmal zwei Straßen
mit – aufgemalten, schmalen – Radwegen, dazu ein paar kurze Abschnitte an Schulen, die aber im Nichts enden. Damit es auch in seiner Heimatstadt in Sachen Fahrradfreundlichkeit vorangeht, tat sich
Leclère mit anderen zusammen und gründete Ende 2019 das Forbacher Fahrradkollektiv „Collectif Vélo Forbach Porte de France“. Der Zeitpunkt war günstig, denn im Frühjahr 2020 standen Kommunalwahlen
an. Die Gruppe, zu deren hartem Kern neben Stéphane und seiner Frau Marie-Laure, das Ehepaar Benoît und Catherine, Fabien und der Umweltaktivist Jérôme gehören, entwickelte daher als erste Aktion 15
Wahlprüfsteine zur Radverkehrsförderung, die sie den acht Spitzenkandidaten der Wahllisten vorlegten.
Als der Konservative Alexandre Cassaro dann der neue Bürgermeister wurde, war die Gruppe guter Dinge. Cassaro hatte versprochen, neun Forderungen zu erfüllen und setzte den ersten Punkt sogleich um:
Er berief ein „Comité Vélo“, einen Fahrrad-Beirat, ein, dem unter dem Vorsitz eines Stadtratmitglieds je fünf Mitglieder des Fahrrad-Kollektivs, des Stadtrats und der Verwaltung angehören. Leider
warte man seit der ersten vielversprechenden Videokonferenz und einem Ortstermin bisher vergeblich auf ein nächstes Treffen. Das Rathaus antworte nicht mehr, sagt Leclère.
Das beunruhigt die Gruppe. Ein Blick auf ihre Forderungsliste zeigt: Sie hatten viel vor.Benoît Brouant liegt etwa besonders am Herzen: dass Forbach gute Fahrrad-Anlehnbügel im Stile der Saarbrücker
Bügel erhält. Bis jetzt finde man, wenn überhaupt, überall nur die berüchtigten Felgenkiller-Abstellanlagen vor. Leclère macht sich besonders für eine bessere Ausschilderung der Radroute
Saarbrücken-Forbach stark. „Unsere deutschen Nachbarn kennen ja alle nur die Rue Nationale, die Hauptstraße, und die ist ihnen wegen des Autoverkehrs zu gefährlich“, sagt er. Deshalb brauche es eine
Beschilderung der Route durch die verkehrsarmen, aber recht verwinkelten Nebenstraßen, zum Forbacher Schlossberg, zum Cora und was es
sonst noch an attraktiven Zielen für die Deutschen gebe. Großen Nachholbedarf für Forbach konstatieren die Radaktivisten bei der Freigabe von Einbahnstraßen in Gegenrichtung. Obwohl das in
Tempo-30-Straßen sogar gesetzlich vorgeschrieben sei, gebe es in ganz Forbach und den umliegenden Gemeinden noch keine einzige.
Man müsse in dieser doch sehr hügeligen Stadt oft lange Umwege durch Einbahnstraßen bergauf auf sich nehmen, um zu seinem Ziel zu gelangen, beklagt Fabien Schmitt. Da wäre eine Zweirichtungs-Freigabe
doch eine erhebliche Erleichterung.
Gern führt die Gruppe ihre Gäste mit dem Rad zum Vorzeigeprojekt Avenue Saint-Rémy. Hier hatte die Stadt 2019, noch unter Cassaros Vorgänger, begonnen, die vierspurige Hauptstraße, an der die
wichtigen Adressen wie das Theater „Le Carreau“, das Kino „Le Paris“ und das Rathaus liegen, zurückzubauen, zu begrünen und mit einem geschützten Zweirichtungsradweg zu versehen. Der erste von drei
Bauabschnitten, vom Kreisel hinter dem Carreau bis zum Rathaus ist inzwischen fertig. So könnte es weitergehen bis zur Höhe der Abzweigung nach Schoeneck.
Auch ästhetisch ist die Hauptstraße durch die Neugestaltung attraktiver geworden. Aber der Bürgermeister hat das gesamte fünf Millionen Euro schwere Bauprojekt Ende März stoppen lassen, um nochmal
alles zu überdenken, wie er den Medien mitteilte – um sich danach in Schweigen zu hüllen. „Das Projekt ist zu 60 Prozent von Staat und Region gefördert worden, sogar Europa gab 800 000 Euro dazu“,
erklärt Benoît Brouant. Die Gruppe befürchtet nun, dass Forbach durch den Stopp auf unbestimmte Zeit Fristen überschreitet und Förderungen verliert oder gar zurückzahlen muss. „Und das, wo der
Bürgermeister doch sagt, dass die Stadt hochverschuldet ist“, wundert sich Stéphane Leclère. Trotz all der offenen Fragen lässt sich das Forbacher Radelkollektiv nicht verdrießen. „Bis 2025 müssen
wir in Frankreich überall eine Quote erreichen, wonach neun Prozent aller Wege mit dem Rad zurückzulegen sind“, sagt Fabien Schmitt. Also müsse einfach etwas passieren. Also machen sie weiter und
versuchen Mitstreiter zu gewinnen, auch zum Radfahren.
Alle in der Gruppe fahren auch mit ihren Kindern und in der Freizeit häufig mit dem Rad. Außerdem kann sich das Kollektiv in diesem Jahr über einen unverhofften Triumph freuen: Zum ersten Mal
beteiligte es sich an einer Stadtradel-Challenge des französischen Umweltministers und kam dabei in seiner Kategorie ‚kleine Vereine unter zehn Mitgliedern‘ auf Anhieb landesweit auf Platz
eins.